Karl (Coelestin) Moser war ein Schweizer Architekt der von 1888 bis 1915 in einer Bürogemeinschaft mit Robert Curjel in Karlsruhe arbeitete und ab 1915 als einflussreicher Hochschullehrer in Zürich wirkte. Curiel & Moser war eines der ersten Architekturbüros in der Schweiz, welches im nahen Ausland eine Zweigniederlassung gründete.
«Die Rheinlust bei Rheinfelden»
aus der schweizerischen Bauzeitung vom 14. März 1903
Unweit der alten Reichsstadt Rheinfelden liegt das schöne Gelände, das von alters her den Namen „Rheinlust“ trägt, an den Ufern des rauschenden Wassers, mit reizvollem Blick auf das Städtchen und seine Umgebung. Die sich hier kreuzenden, gut angelegten Strassen gestalteten den Platz nach dem Bau der neuen Brücke zu einem viel besuchten Knotenpunkt und waren Veranlassung, da selbst eine Zollstätte, sowie ein Einkehrgasthaus zu errichten. Es ging nicht lange, so mussten die zuerst der Unterkunft dienenden, flüchtig gebauten Bretterbuden einem grossen Gebäude des „Salmenbräu» weichen, einem Hause, das im Innern den verschiedensten Zwecken zu dienen hat und sich im äusseren Mühe gibt, im Einklang mit der schönen landschaftlichen Umgebung zu bleiben.
20140826-102619-ihav Ansichtskarte von 1903
Die Restaurierung und Konservierung des Herrenzimmers…
Der Raum zeigte sich, nach dem Rückbau aller als nicht erhaltenswert eingestuften Bauteile, in einem unschönen Zustand. Durch diverse Umbauten und damit verbundene, verlorene Zeitschichten, gab es zahlreiche Schadensbilder wie: Fehlende Bauteile und stark überarbeitete Bauteiloberflächen.
Die Bauherrschaft und die Denkmalpflege entschlossen sich, eine restauratorische Befunduntersuchung in Auftrag zu geben. Neben den üblichen restauratorischen Aufgaben waren auch konzeptionelle Fragenstellung zur Nutzung von Bedeutung. Geplant war die Umnutzung von der ehemaligen Gaststätte zur Eigentumswohnung, unter der Erhaltung des historischen Denkmalbestandes. Die leitenden Restauratoren, Peter Egloff und Ina Link mit ihren Teams, wurden in diese Entscheidungsfindung eingebunden und erarbeiteten restauratorische Empfehlungen zum Umgang mit den denkmalrelevanten Bereichen aus.
Durch die Befunduntersuchung konnte für die Bauzeit ein fein abgestuftes Farbenkonzept nachgewiesen werden. Die Wandverkleidungen mit der Füllungsfelderdecke waren ursprünglich blau gebeizt. Das Abschlussfries der Wandverkleidung war weiss gestrichen und die Holzfelderdecke mit Leisteneinteilung hatte aufgemalte Rosetten in verschiedenen rot-braun Farbtönen. Zur Abstimmung der Vorgehensweise der Restauratoren, wurden gezielte Muster- und Probeflächen angelegt. An diesen Probeflächen wurden die einzelnen Arbeitsschritte festgelegt und dargestellt, welche Arbeitsschritte dazu notwendig sind. Ebenfalls konnte aufgrund der Ergebnisse die Bauherrschaft vom Vorgehen überzeugt werden.
Folgende Fragenstellungen waren von Interesse: Wie können die unsachgemässen, jüngeren Anstriche entfernt werden? Können die fehlenden Holzteile so in den gewachsenen Bestand eingefügt werden, dass diese optisch nicht als störend empfunden werden? Welches Bindemittel- Farbsystem eignet sich bei den notwendigen Ergänzungen?
Gestartet wurde mit dem Rückbau von Bauteilen, welche in der Wertigkeit nicht der historischen Substanz entsprachen. Dies waren Bauteile, welche bei jüngeren Ein- und Umbauten eingefügt wurden. Nach Abschluss der Demontagearbeiten, erfolgte an den Bauteiloberflächen der Wandverkleidung die Abnahme der eingefärbten Kunststoffbeschichtung aus den 70er Jahren. Die bemalte Felderdecke wurde gereinigt und lose Fassungsbereiche gefestigt. Nach Abschluss dieser Reinigungs- und Sicherungsmassnahmen erfolgte die Rekonstruktion der fehlenden konstruktiven Bauteile und der Aufbau einer neuen Konservierungsschicht.
An der Felderdecke fehlte eine ganze Tafelreihe, diese wurde materialgerecht mit Fichtenholzfüllungen rekonstruiert. Die fehlende, farbliche Gestaltung, wurde auf die neuen Deckenfüllungen übertragen. Die Ornamentik konnte im Stil der alten Technik manuell rekonstruiert werden. Bei den erhaltenen Deckenfeldern wurden die ersichtlichen Fehlstellen gekittet und farblich retuschiert.
Die fehlenden Bauteile der hölzernen Innenausstattung wurden in der Werkstatt rekonstruiert, mit einer eingefärbten Leimlösche grundiert und mit Schellack abgesperrt. Aufgrund der Befundsituation war die einst blau gebeizte Oberfläche nicht mehr vorhanden. Die Bauteiloberflächen waren in den 70er Jahren mechanisch/abrasiv bearbeitet worden und dabei wurden diese Spuren gründlich entfernt. Für die Neufassung der Oberfläche – Rekonstruktion, wurde ein Schellackaufbau gewählt, der das geforderte ästhetische Erscheinungsbild erfüllt. Nach dem Einbau der neuen Holzbauteile erfolgten die restauratorischen Massnahmenschritte vor Ort. Lose Holzbauteile wurde gesichert, Fehlstellen mit Füllstoffen geschlossen und farblich retuschiert. Die neuen Holzteile wurden mit Lasuren auf den bestehenden Bestand angepasst. Als Abschlussfirnis wurde ein zeittypologischer Schellacküberzug auf alle sichtbaren Holzoberflächen aufgetragen.